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Luxemburger Wort 2011 09 02 / Laurent Schüssler |
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Fußballverband verzichtet auf Dienste des ehemaligen Fifa-Unparteiischen |
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Knapp vier Wochen benötigte der Luxemburger Fußballverband FLF, um auf die Vorwürfe ihres ehemaligen Fifa-Schiedsrichter Abby Toussaint zu reagieren. Dieser hatte bekanntlich am 4. August in einem offenen Brief harsche Kritik am Schiedsrichterausschuss der FLF (CAF) und an dessen Vorsitzenden Charles Schaack, geübt. In einem u. a. von Paul Philipp unterzeichneten, eingeschriebenen Brief, der Toussaint gestern erreichte, wird ihm mitgeteilt, dass der Zentralvorstand der FLF in seiner Sitzung vom 22. August beschlossen habe, zukünftig auf seine Dienste zu verzichten, da "weder der Schiedsrichterausschuss, noch der Verwaltungsrat oder ein anderes Verbandsorgan im Besitz irgendwelcher Dokumente oder Berweise seien, die die Behauptungen und Vorwürfe bestätigen oder belegen würden." Dies geschehe im Interesse des Luxemburger Fußball. Toussaint, der seit Oktober 2010 kein Spiel mehr innerhalb der Verbandsstrukturen der FLF geleitet hat, hatte unseren Informationen zufolge bereits im April dieses Jahres ein Rendezvous mit Mitgliedern der Verbandsspitze, um über etwaige Probleme zu sprechen. Dieses Treffen wurde kurzfristig vonseiten der FLF abgesagt. Bis zum heutigen Tage wäre es zu keiner neuen Kontaktaufnahme gekommen. Ein Fifa-Assistent, der sich ähnlich kritisch geäußert hatte - allerdings im internen Kreis - soll zumindest im Mai dieses Jahres gehört worden sein. Sodass die FLF schon über das eine oder andere Unwohlsein innerhalb des Schiedsrichterkorps informiert sein musste, was auch aus diversen E-Mails zwischen dem Vorsitzenden des CAF und verschiedenen Unparteiischen hervorgeht. Diese Geschichte scheint noch nicht ausgestanden ...
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Der ehemalige Elite-Schiedsrichter Abby Toussaint hat sich mit seinem vorgestern öffentlich gemachten Offenen Brief weit aus dem Fenster gelehnt, sehr weit sogar. Über die Form und die Veröffentlichung seines Kommuniquees kann man geteilter Meinung sein. Weniger jedoch über den Inhalt. Sollten die darin vorgebrachten Beschuldigungen stimmen, hat das Schiedsrichterwesen in der Tat ein gravierendes Problem. Und sollte dies - mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln - schnellmöglichst lösen. Allein der Umstand, dass es erst nach den Presseberichten zu einem ersten Gespräch zwischen dem vormaligen Fifa-Unparteiischen Alain Hamer und dem Präsidenten des CAF zwecks einer zukünftigen Zusammenarbeit gekommen sein soll, lässt tief blicken. Würde sich jedoch ebenfalls bestätigen, dass Vertreter des Schiedsrichterausschusses bewusst weibliche Aspirantinnen benachteiligen (in Worten und Taten), so wäre dies ein Tatbestand, der keinesfalls unter den Teppich gekehrt werden dürfte. Dass bei einem konservativen Verband wie der FLF noch alle Entscheidungen von Männern getroffen werden, ist eine Sache. Das man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die Entscheidungsträger aus der Monnericher Zentrale gegenüber den Frauen im Fußball (unter welcher Form auch immer) extrem zurückhaltend sind, um es einmal gelinde auszudrücken, eine andere. Da passt es eigentlich auch ins Bild, dass in jener Kommission, die sich innerhalb der FLF um die Entwicklung des Frauen-Fußballs kümmern soll, die Männer in der deutlichen Mehrheit sind. Ganz gleich wie: Die Vorwürfe, die Toussaint vorbringt, muss man praktisch als Mobbing gegenüber jungen Mädchen betrachten. Und ein solches Vorgehen darf auch FLF-Präsident Paul Philipp nicht durchgehen lassen. Hier ist eine klare Beweisführung erforderlich und ein entsprechendes Urteil - ob dabei Toussaint oder der Schiedsrichterausschuss die Schelte bekommt, ist zweitrangig zwingend nötig. In einer ersten Reaktion auf das Kommuniquee von Toussaint bedauerte Philipp den Schaden für den Luxemburger Fußball. Falls jedoch solche zwischenfälle unter den Teppich gekehrt werden, wird der Schaden noch größer. |
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hier lesen: abbytoussaint |
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